JAKOB KIRCHMAYR
“Space and a Place to Fly (might be the same)”
Obwohl es in Europa kaum noch kontrollierte Landesgrenzen gibt und scheinbar unendlich viele Möglichkeiten zur Verfügung stehen das eigene Leben zu gestalten, sind uns dennoch so viele Freiheiten abhanden gekommen. Gefühlt befinden wir uns auf einem Irrweg, geprägt von Wirtschaftswachstum, Konsum, verfänglichen Wertvorstellungen - dem Streben nach Wohlstand, alles ist stets verfügbar.
Jedoch sind wir Menschen durch technische Möglichkeiten gläsern und kontrollierbar geworden - wir bewegen uns in einer Welt, in der so vieles reglementiert und kartographiert ist. Und wir haben uns eine rücksichtslose, zerstörerische Lebensweise angeeignet. Es scheint, als gäbe es auch keine Reformbereitschaft des Kapitalismus - doch ein Umdenken wäre so wichtig - „die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier“ (Gandhi).
Vielleicht berührt mich gerade deswegen auch die Lyrik des griechischen Schriftstellers Jannis Ritsos, die mich seit vielen Jahren begleitet, so unglaublich stark. Viele seiner Gedichte sind in Gefangenschaft entstanden, auf den griechischen Verbannungsinseln, geprägt von Ungerechtigkeit, Armut, Unterdrückung und Brutalität.
Vieles in Ritsos Texten lässt sich eins zu eins auf die Gegenwart mit ihren alltäglichen Menschenrechtsverletzungen übertragen. Seine an Sinnzusammenhängen reiche, bildhafte Sprache wirkt nicht selten wie ein schockierendes Déjà-vu.
In den Worten „space and a place to fly (might be the same)“ - eine Textzeile, entliehen aus dem Gedicht „Everything“ von Charles Bukowski, schwingt Sehnsucht nach individueller Freiheit und Melancholie mit. Orte die lediglich in meiner Erinnerung existieren, blitzen aus der Vergangenheit auf - es sind flüchtige Augenblicke und die damit verbundenen Gefühle aus meiner Kindheit.
Diese Gefühle und Erinnerungen sind es, die in meine Malereien einfließen, sowie Schwermütigkeit, Traurigkeit und Wut über die globalen Missstände und Rücksichtslosigkeiten des Systems, in dem wir leben.
So entstehen Erinnerungsorte, vielleicht auch ganz persönliche Zufluchtsorte - Bilder, die am Ende doch auch etwas Versöhnliches haben - wie es Elsy Lahner (Albertina) formulierte.
Jakob Kirchmayr
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